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49. Die Eignungsprüfung

Am Mittwochmorgen - dem Tag der Eignungsprüfung - stand Aleks viel zu früh auf. Er zog sich seine besten Sachen an und ging in die Küche, wo seine Mutter das Frühstück zubereitete.
Vor Aufregung konnte der Junge kaum etwas essen. Während sein Bruder Berge von gerösteten Brotscheiben mit Rührei und Speck in sich hineinstopfte, knabberte Aleks appetitlos an einem Zwieback.
Sein Vater und Sergej brachen auf, um die Zisterne hinter dem großen Gewächshaus zu reparieren. "Alles Gute und viel Glück!" wünschten die Eltern ihrem Sohn. "Zeige es ihnen!" Sergej schlug Aleks aufmunternd auf die Schulter.
Dann kam Lukas, ebenfalls in seiner besten Kleidung, um Aleks abzuholen. Da der Friedhofsgärtner Aleks für die Prüfung vorgeschlagen hatte, war es seine Aufgabe, den Schüler in die höhere Lehranstalt Proxy zu begleiten.
Vor Nervosität hatte Aleks einen ganz trockenen Mund. "Du schaffst das bestimmt", sagte Lukas überzeugt. Sie gingen einen Abkürzungsweg zur Schule. Bisher hatte Aleks das Schulgebäude stets über den Geheimgang betreten. Heute würde er wie ein richtiger Schüler den Haupteingang benutzen. Das war ein großartiges Gefühl!
"Bald gehst du diesen Weg wie im Schlaf", meinte Lukas mit einem Schmunzeln. Aleks war ihm dankbar für seine freundlichen Worte. Über eine breite Treppe erreichten sie das Schulsekretariat. Da jetzt Unterricht war, herrschte Stille in dem riesigen Gebäude. Die Sekretärin begrüßte sie mit einem Lächeln und öffnete eine weitere Tür. Aleks folgte Lukas in ein Nebenzimmer, dessen Wände mit Bücherregalen ausgestattet waren. In der Mitte stand ein Computertisch.
Ein Mann um die Vierzig betrat den Raum. Das war Herr West, der Schuldirektor. Er begrüßte Lukas, den er gut zu kennen schien, und dann Aleks. Die beiden Männer wechselten einige verbindliche Worte.
"Ich sage dir, Tom, der Junge ist überdurchschnittlich begabt. Genau der richtige Kandidat für das Förderprogramm."
"Das mag sein, Lukas. Aber ich muss die Vorschriften einhalten. In meiner Stellung darf ich niemanden bevorzugen. Der Elternbeirat verlangt präzise Auskünfte."
"Verstehe. Prüft Aleks und ihr werdet staunen, wie gescheit er ist."
Mit diesen Worten verabschiedete sich Lukas, und Aleks wurde aufgefordert, sich an den Computer zu setzen.
"Die Eignungsprüfung besteht aus drei Klausuren zu je 1 Stunde. Geprüft werden Esperanto, Mathematik und die erste Fremdsprache, also Englisch", erklärte der Schuldirektor ihm. "Die mündliche Prüfung besteht aus einem Gespräch von 30 Minuten Dauer mit einer Fachkommission über den gleichen Themenbereich, der auch Gegenstand der schriftlichen Prüfung war." Er machte eine Pause. "Nun, was wird gefordert? Rechnen mit ganzen Zahlen, Rechnen mit Brüchen. Die Beherrschung der Grundwortarten, der wichtigsten Satzglieder und Satzarten, der Zeichensetzung und der Rechtschreibung wird an kurzen weiteren Texten oder am Sachtext überprüft. In der Eignungsprüfung Englisch wird geprüft, ob du fähig bist, einen eigenen kleinen Text zu schreiben. Hast du alles verstanden?"
"Ja." Kaum saß Aleks vor dem Bildschirm, wurde er ganz ruhig. Aleks arbeitete konzentriert, er gab sein Bestes.
Im Mündlichen prüften ihn drei Lehrer und drei Lehrerinnen. Aleks redete wie ein Buch.
Zum Schluß schüttelte ihm der Schuldirektor die Hand und sagte: "Herzlichen Glückwunsch, Aleks. Du hast die Prüfung bestanden. Schon morgen kannst du mit dem Unterricht beginnen. Du kommst in die Klasse 6 a. Falls du noch irgendwelche Fragen hast, kannst du dich immer an unseren Vertrauensleher der Unterstufe, Herrn Lundgren wenden."
Aleks konnte sein Glück kaum fassen. Ganz benommen stieg er die Treppe hinunter. Und als er das Schulgebäude verließ, machte er auf dem letzten Treppenabsatz einen Luftsprung.

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