Home Die Sternenschule

62. Der Streit der Brüder

Aleks und Sergej hatten beschlossen, mit den Kindern in der alten Scheune zu übernachten. Das war genau die richtige Aufgabe für den zahmen Wolf Pax. Begeistert durchwühlte er die Schlafsäcke der Zwillingsbrüder, lief aufgeregt hin und her. Und als spätabends draußen ein Lagerfeuer angezündet wurde, an dem die Brüder saßen, lag Pax mit der Schnauze in Richtung Feuer und seufzte zufrieden.
Als die neun Kinder endlich eingeschlafen waren, dehnte sich Aleks und meinte nachdenklich: "Bin ich gespannt, ob unser Antrag Erfolg hat."
Da fiel Sergej ihm scharf ins Wort: "Was ihr da vorhabt, ist einfach idiotisch."
Überrascht fragte Aleks: "Wie meinst du das?"
"Du willst dich doch nur aufspielen." Sergej ballte die Fäuste. "Warum sollen die Kinder nicht zu ihren Eltern zurück?"
"Na hör mal!" Sein Bruder schnappte nach Luft. "Wir kennen doch am besten die Verhältnisse in der Verbotenen Zone. Willst du, dass die Kinder gleich wieder von ihren Eltern verkauft werden? Außerdem, woher wissen wir ihre Adressen?"
"Wir haben dort gewohnt und unsere Eltern hätten uns nie verkauft!"
"Ja, weil unsere Eltern so etwas niemals tun würden. Aber es gibt auch andere Eltern. Not zwingt sie dazu. Wer seine Kinder verkauft, hat kein Recht mehr darauf."
"Diese Kinder müssen in ein Heim. Willst du ihnen das antun?"
"Besser, als von den Eltern an Kriminelle verkauft zu werden."
"Woher willst du wissen, ob die Kinder nicht einfach abgeschoben werden?"
"Wenn Proxy uns unterstützt, hat die Sache Hand und Fuß. Dann haben alle Kinder eine wirkliche Chance. Da traut sich keine Behörde, die Kinder abzuschieben. Sie kommen in ein Heim oder in eine Pflegefamilie."
Sergej, der spontane Aktionen liebte und deshalb tief enttäuscht war, schaute finster. "Wenn erst mal der Staat die Kinder kassiert, ist es aus mit ihrer Freiheit."
"Wir können ja einen Versuch starten, falls er fehlschlägt, können wir noch immer die Kinder in die Verbotene Zone zurückbringen."
"Das glaubst du doch wohl selber nicht!" Sergej lachte höhnisch.
Schließlich meinte Aleks verärgert: "Ich bleibe dabei. Gleich morgen früh geben wir unsere Anträge ab, auch wenn es dir nicht paßt."
Der Wolf Pax legte dem Jungen winselnd die Schnauze auf das Knie. Er mochte es nicht, wenn die Brüder sich stritten.
Ein leises Geräusch hinter ihnen ließ Sergej herumfahren. Er sah gerade noch einen schmalen Schatten um die Ecke verschwinden. Instinktiv wußte er, dass es sich bei dem Schatten nur um Duro handeln konnte, der sie belauscht hatte.

Zurück Alle Kapitel