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66. Sklaven hat er auch

Obwohl ihren Plänen Erfolg beschieden war, fühlte sich Sergej, dem der Streit mit seinem Zwillingsbruder sehr zusetzte, den ganzen Morgen über schlecht. Mit hängenden Schultern betrat er das kleine Gewächshaus. Duro folgte ihm wie ein Schatten. Als Sergej sich mit zwei Gießkannen zum hinteren Teil der Friedhofsgärtnerei aufmachte, war Duro ihm wieder dicht auf den Fersen. Kaum hatte sich Sergej über den Wasserhahn der reparierten unterirdischen Zisterne gebeugt, hörte er eine unangenehme Stimme sagen: "Gratuliere, Kassierer!"
Sergej fuhr hoch und erschrak. Hinter den Wacholderbüschen standen drei Jungendliche mit Monstermasken und blickten ihn schweigend an.
Sofort erinnerte sich Sergej an ihre erste Begegnung, die ihm wenig gefallen hatte. "Branko?" fragte er mit rauher Stimme. "Bist du das?"
"Ich muss sagen, ich bin tief beeindruckt. Nicht genug, dass du im Mini-Gewächshaus Platz für den Hanf gemacht hast," antwortete einer der Burschen höhnisch, "hast du es auch noch geschafft, dir in kurzer Zeit Sklaven zuzulegen. Alle Achtung!"
Sergej umklammerte den Griff der Gießkanne und biss sich auf die Lippen. Vermutlich meinten sie die mit Lukas abgesprochene Mondveilchenzucht, die sein Gesellenstück werden sollte. "Wie kommst du darauf?"
"Na hör mal, ich hab doch Augen im Kopf!"
"Das ist ein Missverständnis."
"So? Und was ist mit den neun Sklaven in der Scheune? Sag nur, die sollen nicht für dich arbeiten? Boris wird mit dir zufrieden sein." Hinter den Monstermasken ertönte gehässiges Lachen.
Sergej wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Grüßt Boris von mir."
"Was heißt hier grüßen? Tatsachen wollen wir wissen. Wann lieferst du den ersten Hanf?" Wieder wurde unangenehm gelacht.
"Mein Boss darf davon nichts wissen. Ich muss äußerst vorsichtig sein," versuchte Sergej, die Monsterclubmitglieder für sich zu gewinnen.
"Was sagen wir Boris?" fragte einer der Maskierten streng.
"Sagt ihm, die Sache läuft gut."
"Das wollen wir auch hoffen, dir zuliebe. Boris wird langsam ungeduldig. Noch gibt er die Zeit. Er bietet dir sogar seinen Schutz an. Kassiert wird später." Diese Feststellung klang bedrohlich.
"Na, dann helft mir beim Gießen?" scherzte Sergej.
Entsetzt prallten die drei Besucher zurück und waren kurz darauf genauso schnell verschwunden, wie sie gekommen waren.
Duro, der dem Gerspräch begeistert zugehört hatte, rief: "Bring mich zu meinen Eltern in die Verbotene Zone zurück, Sergej! Ich will nicht in ein Heim!"
"Weißt du denn, wo du wohnst?" fragte Sergej seufzend.
"In der Milchstraße!"
"Was?" Verblüfft schaute er den mageren Jungen an. "Meinst du die Milchstraße in Padena?"
"Ja!" schrie Duro.
Nach einer längeren Pause versprach Sergej: "Gut, wenn ich hier mit der Arbeit fertig bin, fahren wir mit der A-Bahn zur Verbotenen Zone. Sag niemandem etwas davon! Verstanden?"
"Verstanden!" Vor Freude tanzte Duro wie aufgezogen um dem älteren Jungen herum.

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