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98. Der Abtransport

"Hallo, Feli!" Wendy wirkte ein wenig nervös auf dem Bildschirm. "Hör zu. In einer Viertelstunde schickt die Firma Lunaris ihren Transportdienst, um Albert abzuholen. Wo befindet er sich jetzt?"
"Auf dem Schulfriedhof", erklärte Feli ihr.
Erstaunt riss Wendy die Augen auf. "Habe ich richtig gehört? Auf dem Schulfriedhof? Was macht er denn da?" "Er liegt in seinem Grab", antwortete Feli. "Dort ist er in Sicherheit. Nur ich habe einen Schlüssel."
"Wie erstaunlich! Gut. Dann nimm den Schlüssel, auch die Kopie von der Schadensmeldung und geh schnell dorthin. Ich sage den Leuten von der Computerfirma, wo ihr euch treffen werdet. Alles klar?"
"Ja. Alles klar!" Feli nickte und rannte los. Zuerst lief sie in ihr Zimmer, holte den Schlüssel und die Unterlagen, dann machte sie sich auf den Weg zum Schulfriedhof. Um diese Zeit, da alle Schüler und Schülerinnen von Proxy Unterricht hatten, kam es Feli sonderbar vor, im Auftrag von Wendy das Schulgebäude zu verlassen. Aber sie wollte keine Zeit verlieren und lief schnell weiter.
Als sie sich dem Friedhofsgelände näherte, sah sie ein grünes Flugmobil den Haupteingang umkreisen. Das mussten sie sein! Sie lief dorthin und winkte. Da landete das Flugmobil auf dem Vorplatz.
Drei Männer stiegen aus. Zwei von ihnen, die grüne Schutzkleidung trugen, schleppten eine Trage. Der dritte Mann wandte sich an Feli. "Hallo! Wir sollen einen Roboter abholen."
"Ja, ich weiß. Hier ist die Kopie, die Sie brauchen." Aufgeregt führte Feli die Männer zu Alberts Grab. Schon von weitem sah sie dort den grauen Wolf Pax bewegungslos wie ein Denkmal sitzen. Überrascht blieben die Männer in sicherer Entfernung stehen.
"Warten Sie!" rief Feli. Rasch zog sie ihr Pausenbrot aus der Hosentasche und ging zu Pax, der sie schwanzwedelnd begrüßte. Mit einem einzigen Bissen verschlang er gierig das Pausenbrot.
"Sei schön brav. Wir holen Albert", erklärte Feli dem treuen Tier. "Es ist alles in Ordnung." Sie führte Pax ein Stück weg und befahl ihm, sich hinzulegen. Der Wolf befolgte ihren Befehl.
Daraufhin schloss Feli Alberts Grab auf. Die Männer öffneten den schweren Marmordeckel und sagten einstimmig: "Genial."
Wendy hatte dem Mädchen geraten, sich Alberts linke Fußsohle anzusehen. Schnell befolgte Feli ihren Rat und zog Schuhe und Strümpfe des Roboters aus. Tatsächlich! Auf der linken war eingraviert:
Albert
KI, Sportmodell Professional, 2207, entwickelt und konstruiert von der Forschungsgruppe Lewida nach einem Entwurf von Dr. Rupert Terrani

Und auf der rechten Fußsohle stand:
Selina Felten
Als Anerkennung für steten Fleiß und gute Haltung
Höhere Lehranstalt Proxy
Chip-City, Mondstaat Kotada, den 7.9.2207

Überrascht schnappte Feli nach Luft. Demnach war Albert ein Schulpreis, den ihre Schwester für ausgezeichnete Schulleistungen bekommen hatte. Und jetzt besaß sie Albert, obwohl sie nur eine mittelmäßige Schülerin war. Dafür schämte sie sich.
Der dritte Mann überreichte dem Mädchen eine Plastikkarte. "Das ist der Abholschein, wenn dein Roboter fertig ist", sagte er freundlich. "Gut aufheben."
Feli schaute zu, wie sie den abgeschalteten Roboterjungen vorsichtig auf die Trage legten und zum Flugmobil transportierten. Pax winselte leise.
"Du musst nicht traurig sein. Albert wird repariert und dann ist er wieder der Alte." Liebevoll streichelte Feli den grauen Wolf. "Glaube mir, es wird alles wieder gut."

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